Frettchenhilfe im Allgäu

HALTUNG

Es gibt 3 verschiedene Haltungsarten. Jede davon hat Vor- und Nachteile, bei denen man abwägen sollte, welche Haltungsart am Besten geeignet und umzusetzen ist. Fakt ist jedoch, Frettchen gehören NICHT in einen Käfig, auch nicht nachts oder wenn man außer Haus ist. Ein geschlossener Käfig ist ein absolutes No-Go. Frettchen brauchen sehr viel Platz und Beschäftigung, besonders Welpen. Sie sind KEINE Einzelgänger, sondern brauchen Artgenossen! Falsche Haltung kann zu aggressivem Verhalten und Verhaltensstörungen führen.

Wohnt man zur Miete, sollte die Haltung vorher mit dem Vermieter abgeklärt und schriftlich genehmigt werden. Frettchen gelten rechtlich nicht als Kleintiere, da sie keine Käfigtiere sind! Wenn dies nicht mit dem Vermieter besprochen ist, gibt es unter Umständen Probleme, oder gar Kündigung von Wohnung / Haus. Gerichtsurteil: (AG Neukölln, Urteil vom 15.06.2012 - 2 C 340/11).

Grundsätzlich gilt bei allen Haltungsarten:

Eine Mindestgrundfläche von 6qm pro Frettchenpaar + 1qm je weiteres Tier, WENN sie jeden Tag zusätzlich mehrstündigen Auslauf (z.B Wohnung, Frettchengarten etc.) bekommen.
Das ist das absolute Mindestmaß, das vom TVT (Klicke hier für die PDF-Datei: Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.) empfohlen wird und nach dem sich auch die deutschen Veterinärämter richten.

Wir als Frettchenhilfe vermitteln keine Tiere unter 8qm Platzangebot.

Wenn weniger als 8-10 Stunden täglicher Auslauf geboten werden, sollte die Grundfläche
10qm pro Frettchenpaar +1-2qm je weiteres Tier betragen.

Wir als Frettchenhilfe vermitteln bei dieser Haltungsart keine Tiere unter 12qm.

Ohne zusätzlichen Auslauf (z. B. bei reiner Außenhaltung) sollte die Grundfläche 15qm betragen + 1qm je weiteres Tier.
(In der Schweiz ist diese Grundfläche für diese Haltung sogar gesetzlich vorgeschrieben:
Tabelle 1/Gehege für Säugetiere/Nr. 81).

Grundfläche bedeutet die reine Bodenfläche! Etagen werden dabei nicht als Grundfläche angerechnet!


Haltungsarten

(1) Innenhaltung

Hier gibt es 3 Unterarten:

Abgetrennter Bereich mit Freilauf


Man kann dazu einen Teil eines Zimmers abtrennen. Dies ist mit Trennwänden aus Holz, Plexiglas, oder Welpengittern umsetzbar. Eine Mindesthöhe von 80cm - 1m ist auf jeden Fall notwendig, da einige Frettchen sehr hoch springen können.

Vorteile: Nachts hat man einen ruhigen Schlaf und sie sind sicher untergebracht wenn man nicht zu Hause ist

Nachteile: bauliches Geschick, der Bereich ist in der Wohnung nicht anderweitig nutzbar

Frettchenzimmer


Ein eigenes Zimmer, das entsprechend eingerichtet sein muss, ist für die Kleinen ein wahrer Abenteuerspielplatz. Frettchen sind sehr neugierig und unternehmungslustig, da kann auch das tollste Zimmer mit der Zeit langweilig werden, daher muss man ständig umgestalten.
Die Fenster müssen so gesichert werden, dass kein Frettchen hinausfallen oder eingeklemmt werden kann! Kindersicherungen in den Steckdosen sind ein Muss!

Bilder zu den Alpenfrettchen-Frettchenzimmern findet ihr bei der Beschreibung unseres Tierheims.

Vorteile: viel Platz, weniger "Frettchengeruch" in der Wohnung, sichere Unterbringung.

Nachteile: weniger Kontakt, Bedarf eines Zimmers

Freie Wohnungshaltung


Verschiedene Türabsperrungen:

Die Frettchen haben die komplette Wohnung zur Verfügung und können nach Herzenslust toben. Ein bzw. mehrere Schränke oder Käfige, die IMMER offen stehen, können als Rückzugsort genutzt werden.

Die ganze Wohnung sollte Frettchensicher gemacht werden.

  • Kindersicherung in den Steckdosen
  • Blumentöpfe und Spalten sichern
  • Schränke und Kommoden vor herunterfallen und einklemmen sichern
  • Schränke, Schubladen mit Kindersicherungen unzugänglich machen.
  • Frettchen sind Meister im Hochklettern, aber leider völlig unbeholfen, wenn es wieder abwärts geht. Also bitte Klettermöglichkeiten vermeiden z. B. mit Plexiglas
  • Die Fenster müssen so gesichert werden, dass kein Frettchen hinausfallen, oder eingeklemmt werden kann.
  • Klodeckel geschlossen halten!
  • Müll und andere gefährliche Gegenstände (Zigaretten, Waschmittel, Seifen, Klosteine, Glas, Reinigungsmittel, Menschen- Nahrung) unzugänglich aufbewahren.
  • Ein- und Ausgangstüren, sowie Balkone müssen so gesichert werden, dass kein Frettchen heraushuschen kann.

Vorteile: enge Bindung, viel Platz

Nachteile: viel Aufwand alles zu sichern, Frettchengeruch in der ganzen Wohnung/ Haus



(2) Außenhaltung

(15qm Gehege, isoliertes Gartenhaus, dahinter überdachtes Gehege, dieses ist mit einer Röhre zum Naturgehege unten verbunden)

Bild 1-2: Außengehege mit Gartenhaus, auf 1m Höhe ist innen Plexiglas gegen hochklettern angebracht
Bild 4-5: Außengehege mit Planen gegen Zugluft; abwechslungsreiche Inneneinrichtung

Es empfiehlt sich ein isoliertes Gartenhaus mit angegliedertem Außengehege (bei dauerhafter Außenhaltung minimum 15qm für 2 Tiere +1qm je weiteres Tier). Das Außengehege muss oben wie unten gegen Ausbruch gesichert sein!

Frettchen graben und springen gerne. Es eignen sich Betonrandsteine als Umrandung, die mindestens eine Tiefe von ca. 60cm haben, in den Boden eingeschlagene Eisenbleche, betonierter, gepflasterter Boden, oder ein eingearbeitetes Gitter im Boden.
Für das Gehege benötigt man punktgeschweißten, sehr starken Draht mit
2cm x 2cm Raster oder Papageiengitter. Hasendraht ist ungeeignet. Dieses kann ein Fuchs oder Marder in kürzester Zeit durchbeißen oder die Frettchen schlüpfen hindurch! Das Gitter sollte gegen heraufklettern abgesichert sein, sonst können die Frettchen abstürzen und sich schwer verletzen (z.B. mit Holzbrettern oder Plexiglas).
Bitte beim Streichen der Materialien nur ungiftige Farben auf Wasserbasis verwenden.

Wichtig ist, dass die Frettchen bei Hitze immer Schatten und ein kühles Plätzchen zur Verfügung haben. Im Winter brauchen sie, pro Frettchen, eine isolierte Schlafbox, um sie vor Unterkühlung zu schützen. Das Trinkwasser sollte vor Vereisung geschützt werden (z. B. Lucky Kitty Trinkbrunnen mit Heizung, Reptilienheizplatte unter dem Napf).
Man sollte auch die Möglichkeit haben die Frettchen bei Krankheit, oder wenn sie alt sind und die Minus-Temperaturen nicht vertragen, ins Haus zu holen oder das Gehege (Gartenhäuschen) zu heizen. 
Auch bei zu starker Hitze über 28° sollte man sie in einem kühlen Raum im Haus unterbringen oder genügend Schattenplätze und Abkühlungsmöglichkeiten im Gehege schaffen (z. B Erdhöhlen, Planschbecken, Sträucher und Bäume).

Ein Balkon eignet sich nicht zur dauerhaften Außenhaltung!
Dort werden sehr schnell hohe Temperaturen erreicht, denen die Tiere nicht aus dem Weg gehen können. Dieser eignet sich nur mit freiem Zugang zur Wohnung/Haus als zusätzlicher Auslauf, damit die Tiere selbst wählen können welche Temperatur sie als angenehm empfinden.

Möchte man Frettchen in Außenhaltung setzen, wenn sie vorher Innenhaltung gewöhnt waren, sollten die Temperaturen nachts noch nicht unter 13°C liegen. Andernfalls erkälten sich die Tiere schlimmstenfalls und können nicht schnell genug Winterfell entwickeln für die kalten Tage.

Bilder zu dem Alpenfrettchen-Außengehege findet ihr bei der Beschreibung unseres Tierheims.

Vorteile: möglichst naturnahe Haltung, kein Frettchengeruch im Haus, sie können "Dreck" machen

Nachteile: wenig Kontakt, Frettchen sind im Winter träge, auch bei schlechtem Wetter muss man raus


(3) Kombinierte Haltung

Der Balkon ist gesichert mit Spanplatten und glatten Abflussrohren oben drauf, Zugang aus der Wohnung jederzeit durch ein Brett mit Loch möglich. Das Brett ist mit Schlossriegeln in der Führung des Rollladens befestigt und kann jederzeit Rückstandsfrei entfernt werden. Durch herablassen des Rollladens kommen Wärme/Kälte und Fliegen/Mücken nicht ins Haus.

Diese Haltung bietet alles, was Frettchen und Mensch sich wünschen können und ist auch für uns die bevorzugte Haltung.
Innenhaltung mit Zugang zu einem gesicherten Balkon oder Gehege. Auch eine Veranda oder ein Teil vom Garten lassen sich für die Kleinen frettchensicher einzäunen und einrichten. Die Frettchen haben die Möglichkeit frei zu wählen, wo sie sich gerne aufhalten wollen. Bei einem gesicherten Garten ist der Aufenthalt nur mit Aufsicht zu empfehlen. Frettchen finden sehr schnell Schlupflöcher, springen und graben gern. Zum Sichern eignet sich ein PVC Sichtschutz, stabile Blechtafeln, oder glatte Oberflächen mit mindestens 1m Höhe. Auch senkrecht gestellte Holzbretter mit einem Höchstabstand von 2 cm eigenen sich.

Vorteile: naturnahe Haltung sowie viel Kontakt

Nachteile: bauliches Geschick, viel Absicherung, können sich im Winter erkälten durch Temperaturumschwung


Dinge, die man bei jeder Haltungsform beachten sollte:

Hitze
Frettchen sind sehr hitzeempfindlich, ab Temperaturen von 28° C wird die Hitze gefährlich! Es ist unbedingt für genügend Abkühlungsmöglichkeiten zu sorgen.

  • Wasserbecken, das nicht zu tief ist wegen Gefahr des Ertrinkens
  • feuchte Tücher
  • eine Kiste mit kalten Wasserflaschen, die in Tücher oder Kissenüberzüge gewickelt sind
  • Alternativ kann man den Tieren auch im Keller einen Raum einrichten für die heißen Tage.

Kälte
Das betrifft im Normalfall nur die Außenhaltung. Dort sollte dringend mindestens eine isolierte Schlafbox pro Tier zur Verfügung stehen.
Tiere aus Innenhaltung sollten bei Kälte nicht zu lange draußen spazieren gehen.

Zugluft
Frettchen mögen keine Zugluft und können sich dadurch erkälten. Gerade in Außenhaltung sollte man beachten, dass es nicht zu sehr zieht und es geschützte Bereiche gibt.

Trinkmöglickeiten
Bitte NIEMALS Nippeltränken verwenden! Diese führen zu Haltungs- und Zahnschäden, zudem nehmen die Frettchen zu wenig Flüssigkeit auf. Das kann zu Krankheiten wie z. B. Niereninsuffizenz, Dehydrierung führen.
Wassernäpfe sollten immer zur Verfügung stehen. Wenn die Frettchen gerne im Wasser Buddeln oder Näpfe umwerfen, dann einen sehr großen schweren Keramiknapf in eine Katzenkloschale stellen, so hält sich die „Überschwemmung“ in Grenzen.

Fenstersicherung
Frettchen sind sehr neugierig und versuchen, sich überall hineinzuquetschen. Fenster sollten deshalb abgegittert oder ein im Tierladen erhältlicher Fensterkippschutz angebracht werden, falls diese von den Tieren erreicht werden können.

Etagen
Etagen sind äußerst beliebt, aber Frettchen sind etwas unaufmerksam und können leicht herunterfallen. Bitte deshalb alle Etagen über 60 cm dringend gegen Abstürze oder hochklettern sichern z. B. mit einem Holzbrett, einem Spanntuch darunter oder die Etage gleich geschlossen gestalten beispielsweise in Form eines geschlossenen Hängeschrankes. Andernfalls kann es zu schweren Verletzungen oder Brüchen kommen.
Bitte keine Gittertreppen o. ä. verwenden, Rüden bleiben dort oftmals mit ihrem Penisknochen hängen und können sich schwer verletzen.

Stubenreinheit
Frettchen sind nur bedingt stubenrein, da kann schon mal etwas danebengehen. Ein Holz oder Laminatboden ist deswegen ungünstig und schnell fleckig oder aufgequollen. Fliesen, wasserfester Vinyl oder ein PVC-Boden, den es mittlerweile sogar in Holzoptik gibt, sehen schön aus und sind leicht zu reinigen.
Etagen, Schränke und Häuschen können mit PVC oder Teichfolie ausgelegt oder mit einer speziellen "Lotus-Effekt" Farbe gestrichen werden. Bitte auf ungiftige Farben zurückgreifen. (mehr zum Thema Stubenreinheit unter Erziehung)

Bodengrund/Streu
NIEMALS Kleintierstreu verwenden! Frettchen würden es normal nicht fressen, aber die Gefahr, dass z.B. gebunkertes Fleisch/Nassfutter im Streu landet und es so dann mitgefressen wird, ist groß. Dadurch besteht die Gefahr von Darmverschluss! Rindenmulch und Holzschnitzel enthalten zudem oft Schimmelpilzsporen oder entwickeln diese aufgrund Nässe. Das schadet der Gesundheit der Tiere erheblich!
Frettchen brauchen kein Einstreu, sondern Kuscheldecken - Höhlen - Hängematten!
Für das Außengehege eignet sich Erde ohne Dünger zum Graben. Es können auch Terrassenplatten verlegt werden. Allerdings sollte dann ein Teil mit Erde und Grasnarbe gestaltet werden (zum Buddeln).


Einrichtung und Spielzeug

Dort sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es soll nur nichts abgebissen oder verschluckt werden können.
Röhren (Durchmesser mindestens 12cm, zwecks Feststeckgefahr), Kuscheldecken, Schlupfhöhlen, Kuschelsäcke, niedriger Kratzbaum (unter 60 cm), Kuschelbetten, Hängematten, Knistertunnel, Nestschaukeln, Kisten mit Erde, Bällebad oder Playmais (manche Frettchen fressen diese allerdings, oder benutzen sie als Toilette), Ü-Eier mit Reis gefüllt, Katzenangel, Babymobile, Kuschelsachen, Pappkartons, Bürsten, Bastkörbe. Im Außengehege oder auf dem Balkon begeistern mit ungedüngter Erde gefüllte große Wannen die Tiere sehr. Auch kleine Häuschen oder umgebaute Schränke, in die sie durch Röhren hinein können, werden gerne zum Lieblingsschlafplatz.





 
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