Frettchenhilfe im Allgäu

ZUCHT / FARBEN / GENETIK

 

Zucht

 

“Nur einmal Welpen kriegen. Meine Kleine ist ja so hübsch und gesund.“

NEIN !

So einfach ist das nicht. Da Frettchen mittlerweile sehr oft unter Erbkrankheiten und Defekten leiden und der Genpool sehr begrenzt ist kann es nur inzuchtfreie Welpen geben, wenn man einen vorhandenen und gesunden Stammbaum (damit ist gemeint, das man einsehen kann welche Vorfahren dieses Tier hat, “Papiere“ gibt es in diesem Sinn nicht für Frettchen) von vielen Generationen hat.

Fragen die man sich stellen sollte:

  • Was wenn meine Fähe keine Milch gibt oder stirbt? Habe ich eine Ammenfähe und das nötige Wissen, sowie Tag und Nacht Zeit 2-16 Welpen mit der Hand großzuziehen?
  • Habe ich genügend Wissen zum Thema Genetik und Krankheiten um gesunde Tiere zu züchten?
  • Vor dem Deckakt muss ich alle Tiere auf ihre Zuchttauglichkeit und Gesundheit prüfen, kann ich mir das leisten?
  • Während und nach der Schwangerschaft braucht die Fähe besonders hochwertiges Futter und eine Ultraschalluntersuchung, kann ich das bezahlen?
  • Was wenn die Fähe einen Kaiserschnitt braucht? Habe ich genügend Geld dafür und kann ich rund um die Uhr einen erfahrenen Tierarzt erreichen?
  • Was wenn die 2-16 Welpen krank werden? Habe ich einen 4-stelligen Betrag dafür auf meinem Konto?
  • Frettchenwelpen fressen ab der 3. Woche unheimlich viel, kann ich 2-16 Welpen 10-12 Wochen lang hochwertig mit Fleisch, Futtertieren, Trockenfutter usw. ernähren?
  • Der Tierarztbesuch mit Impfen, Chippen und Routineuntersuchung für 2-16 Welpen steht bevor, kann ich das alles bezahlen? (ca. 100€ pro Tier!)
  • Habe ich bereits VOR der Geburt genügend seriöse Interessenten für meine Welpen? Wenn nicht, kann ich dann im Notfall ALLE 2-16 Welpen behalten? Habe ich genügend Platz?
  • Habe ich einen erfahrenen Züchter zur Hand, der mir jederzeit helfen kann?

 

Diese Fragen sollten alle mit „JA“ beantwortet werden, sonst sind Sie einer seriösen Zucht nicht gewachsen!
Zudem gibt es viele heimatlose Frettchen die ein schönes Zuhause suchen.


Wie erkenne ich einen seriösen Züchter?

 

Leider gibt es viele schwarze Schafe unter den “Züchtern“, man sollte mit diesen Punkten abwägen ob die gewählte Zucht die Richtige ist.

Es gibt bei Facebook einige Gruppen, bei denen man Erfahrungsberichte über Züchter lesen kann:

  • Frettchen ABC *** Erfahrungsberichte Züchter ***
  • Frettchenzuchten - Pro&Contra

 

Als Anfänger ist von Welpen (bis 1 Jahr) eher abzuraten, da diese in der “Rüpelphase“ (ab 6-12 Monaten) einen Anfänger schnell an die nervliche Belastungsgrenze bringen und kaum zu bändigen sind. Natürlich gibt es Ausnahmen, in denen die Anfänger sehr gut mit Welpen zurechtkommen, unsere Erfahrung würde jedoch zu älteren Tieren raten. Ein Schnupperbesuch bei einem erfahrenen Halter, oder Frettchenhilfe ist dringend anzuraten.

Diese Punkte zeichnen einen guten Züchter aus:

  • Alle Zuchttiere besitzen einen lückenlosen Stammbaum, sind nicht miteinander Verwandt, frei von feststellbaren erblichen Krankheiten (Taubheit, Herzfehler, Hodenhochstand, verkrümmte Gliedmaßen usw.) und geimpft und gechippt
    >> Ergebnisse der Untersuchungen zeigen lassen (Herzschall, Audiometrietest bei weißlastigen Tieren, Zuchttauglichkeitsuntersuchung)
  • höchstens 3 Würfe im Jahr (pro Fähe nur ein Wurf im Jahr, zwischen März-Mai)
  • hochwertige Fütterung mit Futtertieren (Küken, Mäuse usw.), rohem Fleisch, Innereien, Knochen, hochwertiges Trockenfutter (mindestens 85% Fleischanteil), Nassfutter 100% Fleisch, KEIN Obst, Gemüse, Getreide usw. (mehr dazu unter Ernährung/Futterumstellung)
  • Artgerechte und saubere Unterbringung aller Frettchen (mehr dazu unter Haltung). Ein seriöser Züchter wird immer seine Zuchtstätte zeigen! Vor allem die Muttertiere und Zuchtrüden zeigen lassen!
  • alle Tiere sind handzahm und gut sozialisiert
  • keine Abgabe in Einzelhaltung oder Käfighaltung (genaue Fragen zur Haltung und Ernährung, Erfahrung, Kinder, andere Haustiere, wollen ein Video der Haltung oder machen eine Vorkontrolle)
  • keine Anzahlung ohne ein persönliches Kennenlernen
  • Abgabe mit Schutzvertrag und Kastrationsauflage (Diese sollte auch beinhalten, dass die Tiere nicht an Dritte weitergegeben werden dürfen)
  • keine Abgabe vor der 10.-12. Lebenswoche (sonst sind sie nicht vollständig sozialisiert), geimpft, gechippt, negatives Kotprofil, mit Impfpass und Stammbaum
  • Sachkundenachweis nach §11 TierSchG und Meldung beim Finanzamt
  • gute Beratung, ermöglichen von Schnupperbesuchen und Hilfe bei Fragen
  • Bei Sonderfarben mit hohem Weißanteil (DEW, Badger, Panda), sowie langhaarigen Frettchen, sollte man abwägen ob man deren Zucht unterstützen möchte, diese sind umstritten bezüglich Qualzucht (mehr dazu siehe Genetik).

 

EIN SERIÖSER ZÜCHTER NIMMT SEINE TIERE JEDERZEIT ZURÜCK UND BESTEHT SOGAR DARAUF!



Farben

Man spricht bei Frettchen nicht von Rassen, sondern verschiedenen Fellfarben und Felllängen.


Iltis (Standardfarbe)

Es gibt dunkle und helle Iltisse, sowie die seltenere Steppeniltis Farbe.


Iltis dunkel

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  • Djego+Sid_01
  • Freddy
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Iltis hell

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Steppeniltis

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Weiteres folgt...







Genetik

Leider gibt es noch keine ausreichenden Studien darüber (die Deutsche Iltishilfe arbeitet daran). Und auch aussagekräftige Gentests wie bei Hund und Katze bietet derzeit noch kein Labor an.


Leuzismus
Leuzismus ist eine Deffekt-Mutation die dazu führt das das Fell komplett weiß ist und die darunter liegende Haut rosa. Die Haut enthält keine Farbstoffbildenden Zellen.
Anders wie beim Albinismus, da sind die farbstoffbildenden Zellen zwar vorhanden aber unfähig Farbstoffe zu produzieren.
Es gibt mehrere Gene, deren Mutation zu Leuzismus und Scheckung (Teil-Leuzismus) führen kann. Dazu gehören der Endothelin-Rezeptor-B-Gen (EDNRB), das Paired Box Gen 3 (PAX3), SOX10, der Microphthalmie-assoziierter Transkriptionsfaktor (MITF), c-Kit und der Steel-Locus (codiert MGF). (Selbst die Erklärungen dazu sind sehr kompliziert, also nehmen wir einfach zur Kenntnis, dass es diese Gene gibt). Die Mutation dieser Gene führt zu Leuzismus, Teil-Leuzismus. Das bewirkt eine Fehlentwicklung der Neutralleisten im Anfangsstadium des entstehenden Lebens. Neutralleisten bilden Teile der Zähne oder Knorpelelemente des Kiefers und Strukturen des peripheren Nervensystems (z. B. Sinneszellen der Haut und Schwann-Zellen, Innenohren -> was zu Taubheit oder Schwerhörigkeit führt) aus. Aus Neuralleistenzellen werden auch Pigmentzellen der Haut und Nebennieren Mark gebildet.
DEW (Dark-Eye-White) und BEW (Blue-Eye-White) Frettchen sind Leuzisten.
Panda,Pinto Panda, Badger und Schecken/Spotted sind Teil-Leuzisten.


Waardenburgsyndrom
Das ist eine angeborene vererbbare Erkrankung, bei der es sich um eine Form des Leuzismus handelt. Die Tiere haben eine Pigmentstörung der Augen, Haut und Haare sowie Innenohrschwerhörigkeit und/oder Fehlbildungen des Gesichtes.


Silver-Locus
Harlekins sämtlichen Farbschlags haben eine Gen-Mutation des c-Kit Gens. Dieses ist bei Katzen für weiße Pfoten und Latz zuständig. Somit ein Teil-Leuzismus, dieser wirkt sich allerdings anders aus. Die Tiere sind weniger von Taubheit betroffen, sondern haben eher Probleme mit Anämien und der Fortpflanzungsfähigkeit.
Silver haben den Steel-Locus, dieser betrifft auch eher die Fruchtbarkeit als das Gehör, steht aber ebenfalls mit dem Leuzismus in Zusammenhang.


Melanismus
Gen-Mutation die eine Schwarzfärbung, dunkle Pigmentierung der Haut hervorruft. In Zusammenhang mit der Mutation sind keine Krankheiten bekannt.
Jedoch haben Black-Solid und Blackself Frettchen oft Hodenhochstand (Kryptorchismus). Dies geht vermutlich auf den engen Genpool und unkontrollierte Vermehrung zurück, als man diese Fellfarbe das erste Mal entdeckt hat und mehr davon züchten wollte.


Albinismus
Ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, bei der die Farbpigmente von Haut, Haar und Augen wenig oder gar nicht ausgebildet werden.
Das hat zur Folge, dass die Tiere leichter Sonnenbrand und dadurch Hautkrebs bekommen. Auch die Sehschärfe und räumliches sehen ist dadurch eingeschränkt.
Ein Albino kann genetisch jegliche „Fellfarbe“ besitzen. Heißt unter dem Albinismus kann sich genetisch ein Iltis, Badger, Siam etc…. Frettchen befinden. Durch die Stoffwechselerkrankung sind sie dann aber Albinos und weiß. Bestes Beispiel beim Menschen. Egal welche Hautfarbe diese genetisch hätten, z. B. Dunkelhäutige, leiden sie unter Albinismus, sind sie weiß.
Deshalb züchtet ein verantwortungsvoller Frettchenzüchter nicht mit Albinos.


Qualzucht

Gesetzestext
§11b TierSchG
(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten…, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse…, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung
1. bei der Nachzucht…oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
2. bei den Nachkommen
a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.
(2) Die zuständige Behörde kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen, soweit züchterische Erkenntnisse oder Erkenntnisse…, erwarten lassen, dass deren Nachkommen Störungen oder Veränderungen im Sinne des Absatzes 1 zeigen werden.
(3)…
(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates
1. die erblich bedingten Veränderungen und Verhaltensstörungen nach Absatz 1 näher zu bestimmen,
2. das Züchten mit Wirbeltieren bestimmter Arten, Rassen und Linien zu verbieten oder zu beschränken, wenn dieses Züchten zu Verstößen gegen Absatz 1 führen kann.


 

 
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